Ich fand so viel Leben ist ein lyrischer Gedichtband „Von einem der auszog, sich das Leben zu nehmen“. Es ist kein Leitfaden für das Leben allgemein und wie man es meistern könnte. Vielmehr gilt es im positiven Sinne davon zu berichten wie man sich das Leben nehmen kann, durch ständiges entdecken, hinterfragen und vor allem sich selbst zu bewahren. Denn Leben steckt in einem jeden, keiner wird schlecht oder gut geboren. Es ist schlicht und allein das Leben, das einen Werden lässt.
Denn der der reich geboren
hat im Leben nie verloren.
Nur der der arm geboren
hat von Anfang verloren.
Natürlich könnte man auch aus dem Leben schreiten, indem man sich schlicht weg das Leben nimmt, um all das Schlimme zu umgehen das einen im Leben begegnen und bewegen kann. Doch macht das wirklich Sinn? Sind es nicht viel mehr die kleinen verborgenen Geheimnisse, die einem das Leben zu einem wahren Leben werden lassen, wenn man nur wieder an den kleinen Dingen anfängt sich zu orientieren. Wenn man, wie der arm Geborene Mystik leben lernt.
Ich fand im Leben eine Menge Reben
Ich fand so viel Leben
in den prallen Reben,
die ganz leise schweben,
sich im Winde heben.
Die sich niemals wiegen
um sich zu verbiegen,
sich auch nicht verdichten
und einander Richten.
Die sich weise Winden
und einander Finden.
Im Augenblick vereint,
das Leben endlich scheint.
Komprimiert in Einem
siehst du sie Aufkeimen,
siehst sie Macht ergreifen
und nicht recht begreifen.
Wie in ihrem Ringen
all das schöne Singen
am Ende doch verblasst,
gebrochen fällt vom Ast.
So fand ich im Leben
eine Menge Reben,
doch es war vergeben
diese aufzuheben.
Denn letztlich war bewusst,
vergessen war der Frust,
im Augenblick vereint
das Leben endlos scheint.
Ein Tattoo wollt ich haben
Ein Tattoo wollt ich haben.
Eines das von mir erzählt.
All die vielen tiefen Narben,
die schon lange mich gequält,
wollt ich überdecken.
Weg mit all den Schrecken
die tief in meiner Seele leben
und mir ein Gefängnis weben.
Eine schöne zarte Rose,
versteckt unter meiner Hose,
ziert mich nun am Bein
und ich fühl mich richtig fein.
Doch die Narben sind geblieben,
und ich, ich fand nun meinen Frieden.
Denn, wenn ich auf das Tattoo seh´
tut mir vieles nicht mehr weh.
Die Gunst der Katze
Stundenlang saß sie auf der Fensterbank
und manchmal sprang sie auf den Schrank.
Hin und wieder schlich sie in den Garten raus
und brachte dann ´ne tote Maus
als Dankeschön ins Haus zurück.
Das war für sie das größte Glück.
Das Frauchen schrie und tobte dann,
rief aufgeregt nach ihrem Mann.
Der eilte schnell herbei
und eins, zwei, drei
nahm er die tote Maus,
vergrub sie hinterm Haus.
Die Katze fand das richtig toll
und hegte so nun gar kein Groll.
Sie fand an diesem Spiel gefallen,
nur das Frauchen zog von dannen.
Man hört noch ihre Schritte hallen
und des Frauchens Mannen
schaut gar freudig zu,
hat doch endlich seine Ruh.
Wie ein Wind, so wollt ich sein
Wie ein Wind, so wollt ich sein,
manchmal leise und ganz fein,
dann wieder stark und auch gemein,
ja, so wollt ich gerne sein.
Auch würd ich manchmal gerne toben,
und ganz groß und weit erhoben
mich auf einem Berge laben,
alle Sorgen tief vergraben.
Um dann wieder zart und weise
und im Inneren ganz leise,
mit Besonnenheit entgleisen
und das Leben neu bereisen.
Von der Last des Lebens
Das Leben mag zwar vorbestimmt,
jedoch scheint es im Angesicht
des Mühsals nicht
erstrebenswert aus dieser Sicht.
Man plagt und schuftet sich,
kämpft jeden Tag aufs Neue
und oftmals ohne Reue
bricht man sich die Treue.
So scheint das Glück nicht von Bestand,
stehst so oft mit dem Rücken an der Wand.
Hast kaum gewonnen, schon zerronnen
und wieder liegen schwere Tonnen
wie eine zentnerschwere Last
auf deiner Seele als Ballast
und dennoch hör ich dich dann sagen:
Ich lebe gern, was soll ich klagen!
Klein Hühnerauge
und die nächtliche Ruhestörung
Es war Mitten in der Nacht
als Klein Hühnerauge aufgewacht.
Denn draußen vor dem Zelt,
hat der Hund fürchterlich gebellt.
Er stand auf allen Vieren
und tat sich nicht genieren,
ganz aufgeregt zu heulen,
im Baum da saßen Eulen.
Als Klein Hühnerauge vor dem Zelte stand
und den Grund für dieses Heulen fand,
war er ziemlich aufgebracht,
denn er wurd´ ja um den Schlaf gebracht.
Zornig nahm er einen Stock vom Boden
und schlug den Hund auf seine H...
Nun bellt der Hund zwar weiter – etwas heiser,
doch bellt er jetzt viel höher – und auch leiser.
Und die Moral von dem Gedicht,
nächtliches Geheule lohnt sich nicht.
Kleiner Hühnerauge
und das weibliche Geschlecht
Klein Hühnerauge war bekannt
dafür im ganzen Land,
dass er bei jedem Rocke
auf der Lauer hocke.
Und kam ´ne Squaw vorbei
dann warf er meistens zwei
Augen auf die Maid,
was nicht jede freid*.
So kam es schon mal vor,
das an seinem Ohr
ein Feuer brannte
weil er sich verrannte.
Und die Moral von dem Gedicht,
wer gerne schaut, tut´s offen besser nicht.
*freid – für den nicht Dialektiker sei erwähnt,
das freid im Hochdeutsch freut bedeut.
Oliver Edmund Moser, 2014-2015